Oase Al Fayum, Ägypten

Fruchtbare Landschaft der Oase Al Fayum

Die Oase Al Fayum auf der westlichen Seite des Nils unterscheidet sich maßgeblich von den fruchtbaren Senken in der Lybischen Wüste. Al Fayum wird von dem Josephfluss, einem Nebenarm des Nils, mit Wasser bedient, während die Oasen in der Wüste Brunnenoase sind. Nur etwa 100 Kilometer von Kairo entfernt erstreckt sich die grüne Fläche auf über 173.000 Hektar, so dass Al Fayum mit seinen Obstplantagen und Feldern ein beliebtes Ausflugsziel der Hauptstädter darstellt.

Schon in der Pharaonischen Zeit war Al Fayum ein geschätztes Sumpfgebiet, in dem die Herrscher zu Jagen pflegten. Funde alter Keramiken bezeugen, dass bereits im Alten Reich (etwa 2700 bis 2200 v. Chr.) eine Töpfertradition am Nordufer des Sees Birket Qarun existierte. Vor allem der Krokodilgott Sobek wurde in dieser Gegend verehrt, so dass man zahlreiche Kultstätten zu Ehren des Gottes errichtete. Die gefährlichen Tiere galten als heilig, daher strömten zahlreiche Pilger in das Sumpfgebiet, um die großen Echsen zu füttern. Archäologen stießen in der Oase auf einzigartige Funde - Krokodilmumien, die mit aufschlussreichen Schriftstücken beigesetzt wurden.

Ursprünglich bedeckte der Süßwassersee Birket Quarun die gesamte Oase, aber im Laufe der Zeit ist das Wasser verdunstet und auch der Salzgehalt des gewässers hat sich erhöht. Ab der 12. Dynastie wurde das Land für menschliche Siedlungen nutzbar gemacht, indem man den Sumpf trockenlegte und so auch Anbauflächen für die notwendigen Lebensmittel erhielt. Noch heute gedeihen in üppigen Plantagen Gemüse, Obst, Reis sowie Getreide und zaubern eine traumhafte Landschaft. In der Vergangenheit genoss König Faruk diese idyllische Kulisse und errichtete sich am Ufer des Gewässers einen Palast, in dem heute das Hotel Auberge du Lac untergebracht ist. Mittlerweile schätzen die Hauptstädter im "Garten Kairos" vor allem die gemütlichen Bootsausflüge auf dem Birket Qarun, der vielen Vögeln einen idealen Lebensraum bietet und an dem sogar Fischfang betrieben wird.

In der Oase wurden vielzählige Ausgrabungen veranlasst und zahlreiche Funde, wie Tempel oder kleinen Pyramiden, deuten auf die lange und ereignisreiche Vergangenheit der Ortes hin. Das wichtigste Zeugnis von Al Fayum stellen die Überreste der Pyramide von Hawara dar, die König Amenemhet III. errichten ließ. Einst erreichte das mächtige Bauwerk eine Höhe von 58 Metern, doch im Lauf der Zeit veränderte sich die Form und übrig blieb nur noch die heutige Ruine. Des Weiteren befand sich auf dem Areal ehemals ein Totentempel, der laut Überlieferungen ein regelrechtes Labyrinth mit über 1.500 Räumen gewesen sein soll.

Den Hauptort der Oase am Nil bildet das moderne Zentrum Medine el-Faiyum. Relikte vergangener Tage, für die die Stadt bekannt ist, sind die bis zu fünf Meter hohen Wasserschöpfräder. Mit Hilfe dieser Holzräder wurde das kostbare Nass aus den Kanälen zur Bewässerung auf die Plantagen geleitet. Ansonsten geht es in der Stadt sehr geschäftig zu: viele Menschen, graue Betonbauten, ein chaotischer Autoverkehr und luftraubende Abgase prägen das Bild von Medine el-Faiyum.